4. Mai 2021

In den vergangenen Wochen wurden gegenüber der östlichen Zufahrt zur Glacis-Galerie (Bahnhofstr., Neu-Ulm) umfangreiche archäologische Ausgrabungen durch das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege (BLfD) durchgeführt. Es handelt sich um die zweite Untersuchung in diesem Bereich, denn zwischen dem jetzigen Grabungsgebiet und der Reuttierstr. wurden bereits 2014 / 2015 verborgene Reste der Eisenbahndurchfahrt sowie um das Eisenbahnblockhaus (Venet-Haus-Galerie) freigelegt.
Die Fachwelt war sehr beeindruckt von den Befunden, auf die der Förderkreis bereits Jahre zuvor rechtzeitig hingewiesen hatte - Probegrabungen im Umfeld hatten schon damals die ersten Vermutungen bestätigt. Nach der oben erwähnten Freilegung wurden große Teile der mächtigen Anlage

durch unsere Vereinsmitglieder mit Hochdruckreinigern gesäubert und zusätzlich dokumentiert. Wenige Tage danach wurden sie zu Gunsten einer Tiefgarage für einen Wohnpark abgerissen.


Mehrere realistische Vorschläge durch uns, die eine Erhaltung in einen Erholungs- und Spielplatzbereich vorsahen, wurden ignoriert.

Die aktuelle Ausgrabung erstaunt die Fachleute abermals. Die Funde erlauben eine exakte "Rekonstruktion" der verschiedenen Bauphasen der Eisenbahndurchfahrt(-en).
Zunächst wurde 1853 ein Torturm "in den Wall" hinein gebaut. Dieser schloss grabenseitig mit der Escarpenmauer (innere Grabenmauer) ab und hatte war nur für 1 Gleis vorgesehen. Nur wenige Jahre später stieg der Eisenbahnverkehr in Richtung Augsburg / München so stark an, dass man die erste Durchfahrt abriss und 1875 ein Bauwerk für 3 Gleise baute. Dieses schloss nicht mit der oben genannten Escarpenmauer ab, sondern endete mehrere Meter vor dieser. An der Mauer entstanden mächtige Torpfeiler an denen die schweren Eisentore montiert waren.
In beiden Bauepochen war es möglich, einen Teil der Brücke, die über den Graben führte, zu demontieren. So verhinderte man ein gewaltsames Befahren mit einer Dampflokomotive gegen bzw. durch die Tore
Die aktuellen Funde geben auch einen Einblick in die unterschiedliche Qualität und Verarbeitung der Materialien. Diese war in der Erweiterung von 1875, zumindest im Bereich der vorliegenden Fundamente, deutlich schlechter als 1853.

Nach der abschließenden Dokumentation durch das BLfD und dem Förderkreis Bundesfestung Ulm werden die archäologischen Funde im Mai / Juni (mal wieder) entfernt.

In diesem Film erläutern wir alle neu gewonnenen Erkenntnisse - viel Spaß damit!


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